Ich weiß nicht, was genau mit mir passiert ist, als es mir am schlechtesten ging. Ich weiß nicht, wo es herkam – aber auf einmal fand ich mich auf der Straße wieder. Gehen – wandern – trotten – sich quälen – weiter, immer weiter, nur nicht stehenbleiben – Stille; die Straße, die Nacht … gehen. Ich musste gehen; musste wandern. Raus, fort, von dieser Decke, die mich zu zerfleischen drohte; näher kam und immer näher …
Diese Redewendung mit der Decke, die dir auf den Kopf fällt – sie ist schnell belächelt, ich weiß – und genau so lange abgedroschen, bis sie einen schließlich einholt. Dann aber kommt sie mit aller Macht über dich und du bist verblüfft, wenn du noch verblüfft sein kannst, wie wenig Klischee und wie viel Wahrheit in ein paar so leer erscheinenden Worten stecken kann. Und dann musst du raus … Endlich raus. Es gleicht dann einer Flucht.

Ich glaube, das Gehen hat mir das Leben gerettet – noch so ein platter Spruch – aber ich bin überzeugt, es ist wahr. Es liegt so viel heilsames darin, so viel wichtige Konfrontation, die einem den Schmerz näher bringt, ihm gleichsam die Maske vom Gesicht reißt und die Fratze, die hässliche Visage, die sich bald als die eigene offenbart, ans Tageslicht befördert, dessen letzte Strahlen über dem Schotterweg vor dir zu perlenden Gedanken werden.
Ich bin überzeugt: darin und in der Begegnung mit allem, was mit diesen Gedanken kommt, liegt das, was man Heilung nennt – wenn ich schon nicht weiß, was am Ende liegt, denn der Pfad endet nie; das Gehen endet nie.
Wie auch? Am Ende wärst ja du – und du bist nicht mehr.

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