Ich weiß nicht, was genau mit mir passiert ist, als es mir am schlechtesten ging. Ich weiß nicht, wo es herkam – aber auf einmal fand ich mich auf der Straße wieder. Gehen – wandern – trotten – sich quälen – weiter, immer weiter, nur nicht stehenbleiben – Stille; die Straße, die Nacht … gehen. Ich musste gehen; musste wandern. Raus, fort, von dieser Decke, die mich zu zerfleischen drohte; näher kam und immer näher …
Diese Redewendung mit der Decke, die dir auf den Kopf fällt – sie ist schnell belächelt, ich weiß – und genau so lange abgedroschen, bis sie einen schließlich einholt. Dann aber kommt sie mit aller Macht über dich und du bist verblüfft, wenn du noch verblüfft sein kannst, wie wenig Klischee und wie viel Wahrheit in ein paar so leer erscheinenden Worten stecken kann. Und dann musst du raus … Endlich raus. Es gleicht dann einer Flucht.
Ich glaube, das Gehen hat mir das Leben gerettet – noch so ein platter Spruch – aber ich bin überzeugt, es ist wahr. Es liegt so viel heilsames darin, so viel wichtige Konfrontation, die einem den Schmerz näher bringt, ihm gleichsam die Maske vom Gesicht reißt und die Fratze, die hässliche Visage, die sich bald als die eigene offenbart, ans Tageslicht befördert, dessen letzte Strahlen über dem Schotterweg vor dir zu perlenden Gedanken werden.
Ich bin überzeugt: darin und in der Begegnung mit allem, was mit diesen Gedanken kommt, liegt das, was man Heilung nennt – wenn ich schon nicht weiß, was am Ende liegt, denn der Pfad endet nie; das Gehen endet nie.
Wie auch? Am Ende wärst ja du – und du bist nicht mehr.
Immer ein Schritt nach dem ander’n, Die Sonne im Genick, Auf Straßen, die für die andern, Die dir begegnen, bloß ein Stück, Gesprung`ner Asphalt über Alltag sind, Sind für mich Trost und Ruh`, Weil es sich so anfühlt, Als wand`re ich auf dich zu. Du kommst an Ecken und an Häuser, Die du schon mal betreten hast, Ohne, dass du es noch weißt, In einer Stadt, in der du fast Ein Fremder bist und das obwohl Du doch nichts and´res kennst, So wie dir fremd geworden ist, Was du dein Leben nennst. Die Lichter werden leiser, Ein Lärm fällt von dir ab, Der einem Herr'n dient, der allmählich, Hier nichts mehr zu sagen hat. Und du ahnst, was der als Sinn verkauft, Ist nichts anderes als Gift, Das mich, seit ich nun alleine bin, Nur doppelt so hart trifft. Als ein gutmütiger Regen, Dich in einen Wald verschlägt, Auf Hügeln, die dich fragen, Was wohl hinter ihnen liegt, Verirr' ich mich, doch ohne Furcht, Vielleicht auch absichtlich, Um mir selber zu beweisen: Ich schaff's nicht ohne dich. Seit du nicht mehr da bist, Will ich hier auch nie lange bleib`n, Ich will immer nur noch weiter, Möglichst weit weg von mir sein, Von diesem Monster, diesem Ekel, Das mir dich genommen hat, Trag'n meine Füße mich nur weit genug, Stirbt es vielleicht an meiner statt. Immer wandern, einfach wandern, Die Sonne fest im Blick, Durch Straßen, die für die andern, Die dir begegnen, bloß ein Stück, Gesprung`ner Asphalt über Alltag sind, Sind für mich Trost und Ruh`, Weil es sich so anfühlt, Als wand`re ich auf dich zu. Weil es sich so anfühlt, Als wand`re ich auf dich zu.






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